Microsoft SharePoint 2010 - Ein erster Blick hinter die Kulissen

Hier ein Gastbeitrag von Fabian Moritz, MVP für SharePoint Server. Danke dafür!

Dieser Beitrag gibt einen ersten Einblick in den SharePoint Server 2010. Er ist kein vollständiger Überblick, denn viele Informationen zu SharePoint werden erst auf der SharePoint Konferenz ab dem 20. Oktober veröffentlicht. Der Beitrag entspricht in etwa den auf der SharePoint Sneak Peek Seite veröffentlichten Inhalten (und meiner Demo auf der Deutschen Partnerkonferenz)

Gruß,
Steffen Krause

Auf der weltweiten Partnerkonferenz am 13. Juli in New Orleans hat Microsoft erste Einblicke in die neue Version von SharePoint gegeben. Daneben wurde nahezu zeitgleich auf auf der Firmenwebseite erstmals öffentlich über Details von SharePoint 2010 – so lautet der neue Produktname – gesprochen und drei „Sneak Peek“ Videos veröffentlicht. Entwickler, Administratoren und auch Anwender können sich auf zahlreiche interessante Neuerungen einrichten. Hier die wichtigsten, bis heute veröffentlichten, Fakten zu den zu erwartenden neuen Features in SharePoint 2010.

Die Ausrichtung von SharePoint 2010

Der alte Donut, so wurde in einigen Kreisen das SharePoint Technologierad genannt, hat abgedankt und wird durch einen neuen ersetzt. SharePoint 2010 soll Anwender befähigen, in einem dynamischen Umfeld sowohl im Unternehmen als auch im Web miteinander zu arbeiten, zu kommunizieren und zu interagieren. SharePoint formuliert mit seinem neuen Themenzirkel folgende Schwerpunkte: Sites, Communities, Content, Search, Insights und Composites. Besonders im Bereich der Communities und der Enterprise Search kann man sehr auf die zu erwartenden Verbesserungen gespannt sein.

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Abb. 1: Der neue SharePoint-Zirkel

Benutzeroberfläche mit Ribbons, Web Edit und Live Preview

Die mit Office 2007 eingeführte Ribbon-Technologie hält Einzug in die neue Generation von SharePoint und präsentiert sich durchgängig in sämtlichen Webseiten, Anwendungen und in der Zentraladministration. Die mittlerweile von vielen Anwendern geschätzte Funktion spielt damit eine sehr wesentliche Rolle in der neuen SharePoint-Oberfläche und macht das Auffinden von kontextbasierten Funktionen, Einstellungen oder Aktionen deutlich leichter. Die Ribbons lassen sich anpassen, durch benutzerdefinierte Funktionen erweitern oder ggf. auch abschalten.

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Abb. 2: Ribbons erleichtern die Arbeit mit SharePoint-Inhalten

Ein in die Ribbons integriertes Feature ist das Web Edit. Mit dieser neuen Technologie lassen sich die Inhalte (Texte, Bilder und Webparts) einer SharePoint-Webseite, ähnlich eines Wikis, mit nur wenigen Handgriffen modifizieren. Erfahrene Anwender werden feststellen, dass die Bereitstellung und die Anpassung (Größenänderungen, Aussehen oder die Position) von Grafiken innerhalb der Wiki-Seite, im Vergleich zur Vorversion, merklich benutzerfreundlicher sind.

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Abb. 3: Webseitengestaltung mit Web Edit

Webdesigner können sich auf eine komplett überarbeitete Theming-Technologie freuen. Zusammen mit einer „Live Preview“-Funktion und der Möglichkeit, SharePoint-Themes von PowerPoint 2010 zu importieren, geht die Gestaltung von SharePoint-Oberflächen zukünftig einfacher von der Hand. Auch zu betonen ist, dass die gesamte neue Benutzeroberfläche von SharePoint 2010 komplett asynchron ist, also auf den vollständigen Seitenaufruf bei der Ausführung von Aktionen innerhalb der Webseite zukünftig verzichtet wird.

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Abb. 4: Die neue Theming-Oberfläche

Visio Services

Vergleichbar mit den Excel oder Forms Services des Office SharePoint Server 2007 können mit dem Nachfolger auch Visio-Dokumente als Webseite bereitgestellt werden. Die Visio Services ermöglichen das Real Time Rendering von Visio Charts in einem Webbrowser inkl. der Option, Daten aus Backend-Systemen aufzubereiten.

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Abb. 5: Visio Services

Business Connectivity Services

Der Business Data Catalog bekommt mit den Business Connectivity Services nicht nur einen neuen Namen, auch die Vielzahl neuer Werkzeuge für den SharePoint Designer 2010 oder Visual Studio 2010 machen die Integration von Backend-Systemen deutlich interessanter. Die Verbindung mit Line-of-Business-Anwendungen wird in SharePont 2010 über sogenannte externe Inhaltstypen realisiert. Mit dieser Neuerung lassen sich Backend-Daten wie einfache Listen in eine SharePoint Seiten integrieren, aufbereiten oder editieren.

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Abb. 6: Externe Listen mit Business Connectivity Services

Auch im Bereich der Office-Integration hat sich einiges getan. Ähnlich der aktuellen Funktion, SharePoint-Metadaten über Schnellbausteine in ein Office-Dokument einbinden zu können, wird es mit SharePoint 2010 und Office 2010 möglich sein, dynamische Dokumente mit integrierten Business Daten zu erstellen.

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Abb. 7: Dynamische Office-Dokument mit Business Connectivity Services

SharePoint Designer

Nicht nur die neu integrierten Ribbons lassen den SharePoint Designer 2010 aufgeräumter wirken, auch in der Aufbereitung der Daten und die Darstellung der Menüs kommt der SharePoint-Oberfläche sichtbar näher. Microsoft verspricht mit der neuen Version des SharePoint Designers die Administration und die Gestaltung von SharePoint-Webseiten, die Erstellung von Workflows oder die Generierung von Applikationsdefinitionen für die Business Connectivity Services effizienter zu gestalten und die Zusammenarbeit zwischen Designen und Entwicklern zu verbessern.

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Abb. 8: SharePoint Designer 2010

SharePoint Workspace

Der erste Blick auf den Nachfolger von Groove lässt bereits vermuten, wohin die Reise im Bereich des Rich Clients für SharePoint gehen soll. Der SharePoint Workspace 2010 liefert Anwendern die Möglichkeit, sämtliche Inhalte einer SharePoint Websitesammlung mit seinem Computer zu synchronisieren, offline zu nehmen oder zu bearbeiten. Darüber hinaus unterstützt der neue Rich Client auch die Darstellung und Modifizierung von BCS-Daten.

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Abb. 9: SharePoint Workspace

Neuerungen für IT Professionals

Für den IT Professional wartet SharePoint 2010 mit einer Reihe neuer Tools und Features. Dazu zählt zunächst einmal eine aufgeräumte Zentraladministration, die über die neue Ribbon-Technologie kontextbasiert Funktionen für den Administrator bereitstellt.

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Abb. 10: Die neue SharePoint-Zentraladministration

Eine wichtige Rolle wird der SharePoint Best Practice Analyser, der aktuell nur als separater Download bezogen werden kann, einnehmen. Der Analyser liefert die Grundlage für die neue regelbasierte Überwachung der SharePoint-Farmen. Die neue Monitoring Engine macht identifizierte Fehler in der Websiteoberfläche der Zentraladministration kenntlich, ist in der Lage ein Problem direkt zu beheben oder kann ggf. Hinweise zur Fehlerbehebung geben.

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Abb. 11: SharePoint Best Practice Analyser

Das Regelwerk des Best Practice Analyser kann angepasst und auch um benutzerdefinierte Regelsätze erweitert werden. Sämtliche von SharePoint gesammelten Log- und Zugriffsdaten werden mit der neuen Version in einem zentralen SQL-basierten Repository abgespeichert.

Mit einer neuen Upgrade-Funktion hat Microsoft das Feedback vieler Anwender aufgegriffen, die mit der Migration von SharePoint Portal Server 2003 nach Office SharePoint Server 2007 nicht sehr zufrieden waren. Mit dem „Visual Upgrade“ hat der Administrator einer Webseite die Möglichkeit zu entscheiden, ob die Webseite weiterhin im „Look and Feel“ der alten SharePoint-Version präsentiert werden oder die Funktionen von SharePoint 2010 übernehmen soll.

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Abb. 12: Visual Upgrade

Verbesserungen für den Entwickler

Auch für Entwickler gibt es viele Neuerungen, um benutzerdefinierte Anwendungen für SharePoint zu implementieren. Die neue Version von Visual Studio und ein neues SharePoint-integriertes Developer Dashboard macht die Entwicklung deutlich einfacher. Bereits auf dem ersten Blick wird deutlich, dass Microsoft bei der Verbesserung seiner Entwicklungssuite besonders auf den SharePoint-Entwickler sein Augenmerk gelegt hat. Was aktuell teilweise nur mit sehr viel Handarbeit oder externen Tools möglich ist, wird zukünftig durch visuelle Oberflächen und Werkzeuge unterstützt. So integriert Visual Studio 2010 zum Beispiel Projektvorlagen für Inhaltstypen, Features, List- oder Site Definitions, Workflows oder visuelle Webparts sowie Assistenten für den Import bestehender Visual Studio-Projekte, SharePoint Solutions (WSP-Dateien) oder SharePoint Designer-Workflows.

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Abb. 13: Neue SharePoint-Projektvorlagen in Visual Studio 2010

Auch die Erstellung und Verteilung von SharePoint Solutions wird in Zukunft ohne die Zuhilfenahme von 3rd Party Tools möglich sein, da Visual Studio in diesem Bereich erheblich zugelegt hat. Mit nur wenigen Handschritten können Solution-Pakete über die Oberfläche von Visual Studio erstellt bzw. modifiziert werden. Der Entwickler bekommt mit Visual Studio 2010 die Möglichkeit sehr granular zu entscheiden, was beim Deployment seiner Solution geschehen soll und kann so zum Beispiel Aktionen wie Package WSP File, Add Solution, Activate Feature oder Recycle IIS beliebig an bzw. ausschalten.

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Abb. 14: Konfiguration des Solution Deployments

Mit Linq to SharePoint wird es in Zukunft möglich sein, dynamische Abfragen gegen das SharePoint-Objektmodell auszuführen. Auch eine neue Client API wartet auf den Entwickler, der hiermit zum Beispiel Silverlight oder andere Client-basierte Anwendungen implementieren kann.

Das neue Developer Dashboard ist eine in die SharePoint-Webseite integrierte Funktion, die dem Entwickler bei dem Debugging oder der Auswertung seiner benutzerdefinierten Anwendung unterstützen soll. Die neue Oberfläche stellt verschiedene Diagnostikdaten zum Webserver, zu den ausgeführten Datenbankabfragen oder auch zur Dauer der Webpart Events dar und macht damit die Entwicklung von benutzerdefinierten Anwendungen deutlich einfacher.

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Abb. 14: SharePoint Developer Dashboard

Ein Ausblick

Wessen Wissenshunger noch nicht gestillt ist, dem bleibt die Möglichkeit, im Oktober die SharePoint Conference in Las Vegas zu besuchen oder auf der offiziellen SharePoint 2010 Webseite auf weitere Informationen zu warten. Im Anschluss an die Conference gibt es zum Ende dieses Jahres eine öffentliche Beta-Version, bis in der ersten Hälfte des kommenden Jahres SharePoint 2010 seinen finalen Produktstatus erlangt.

Fabian Moritz