[W8] Umgang mit kleinen Festplatten bei “NewEra” Devices wie 8” Tablets

Nach langer Blog-Abstinenz (bedingt durch meine berufliche Umorientierung Anfang letzten Jahres) mal wieder ein Lebenszeichen von mir zu einem Thema mit dem ich derzeit häufiger konfrontiert werde:

Bei den neuen Devices, insb. günstigen Tablets, welche nur eine kleine Festplatte (z.B. 32GB) verbaut haben, kommen diese schnell an einen Punkt wo es knapp werden könnte.
Dies kann mehrere Ursachen haben, eine ist sicherlich der Punkt, dass mit den Atom basierten x86 Tablets halt erst mal “alles möglich ist”. Aber – wie so oft im Leben – bedingt große Freiheit auch große Verantwortung! Winking smile 

Um es euch aber etwas leichter zu machen und vielleicht doch noch etwas mehr Platz zu ergattern hier ein paar Tipps von mir.

Wichtig: alles auf eigenes Risiko!!!
Viele Punkte basieren darauf, dass Daten nicht auf der HD gespeichert werden, sondern sofern möglich auf einer SD Karte. Dabei ist zu beachten, dass die Haltbarkeit und Zuverlässigkeit von SD Karten endlich ist, sprich man sollte sich hier gut überlegen wie mit dem Thema “Backup” umzugehen ist! Mehr dazu später.
Hinzu kommt, dass die meisten SD Karten von der Performance bei weitem nicht an die intern verbauten Festplatten heranreichen.

Übrigens: wenn ich von “Rechts Klick” spreche, dann ist dies über Touch durch ein langes Halten mit dem Finger zu erreichen.

Vorbereitung

Da eine SD Karte als Wechseldatenträger im System vermerkt wird und nicht alles direkt mit einem Wechseldatenträger möglich ist, müssen wir eine Kleinigkeit vorbereiten, ich beschreibe es einmal per GUI und einmal per CMD Befehl

  1. Erstellt im Root von C: einen leeren Ordner, z.B. “SDKarte”
  2. Öffnet den “Datenträgerverwaltung” (rechts Klick auf Start, dann auf Datenträgerverwaltung)
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  3. Im Diskmanager solltet ihr eure SDKarte finden und dann einen rechtsklick auf diese und dann “Laufwerksbuchstaben ändern” klicken (Screenshot ist von meinem Notebook, also nicht über die Größen wundern! Winking smile) :
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  4. Dort dann auf “Hinzufügen” klicken und dann keinen zusätzlichen Laufwerksbuchstaben vergeben, sondern in einem “In folgendem leeren NTFS-Ordner bereitstellen:” auswählen und dort euer in 1. erstelltes Verzeichnis angeben:
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Der Weg über Befehlszeile ist deutlich kürzer, ohne vorher das Verzeichnis angelegt zu haben folgenden Befehl ausführen (wobei “D:” die SDKarte ist, falls nicht entsprechend anpassen):

mklink /j c:\sdkarte d:\

 

Außerdem, wer die Möglichkeit hat über eine Enterprise Lizenz Bitlocker To Go nutzen zu dürfen, der sollte vorher die SDKarte mit Bitlocker verschlüsseln und beim ersten Einsetzen/Entschlüsseln der Karte in den erweiterten Einstellungen den Haken “immer entschlüsseln” wählen.

 

Nun aber zu den eigentlichen Tipps:

1. Skydrive/OneDrive auf die SDKarte leiten

Auch wenn die neue Version von OneDrive erst einmal keine Daten herunterlädt (woran man sich auch erst mal gewöhnen muss), werden in dem Onedrive Ordner im Laufe der Zeit sicherlich zunehmend Daten anfallen.

  1. Im Explorer Fenster auf “Skydrive” rechts Klicken und auf “Eigenschaften” klicken:
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  2. Im neuen Fenster auf “Pfad” (bzw. engl. “Location”) klicken
  3. Nun den neuen Pfad auswählen, hier macht sich unsere Vorarbeit das erste Mal bemerkbar, denn wir verwenden nicht z.B.: “D:\Onedrive”, sondern wir wählen “C:\SDKarte\Onedrive”
  4. Nach “Ok” wird nun noch gefragt, ob die Daten migriert werden sollen. In diesem Fall verneinen wir dies, denn das hätte zur Folge, dass alle Daten von Skydrive heruntergeladen würden und tatsächlich auf der Karte erscheinen. Dies wollen wir natürlich nicht, sondern wir wollen nur die Basis umbiegen, so dass wir im Bedarfsfall die Daten herunterladen.

 

2. Umleiten der “Special Folders” und Libraries

Die einfachste Möglichkeit um Platz zu schaffen ist, dass die sog. “Special Folders” also “Desktop”, “Dokumente”, “Downloads”, “Bilder”, “Musik” und “Videos” von der Hauptfestplatte “C” auf die SD Karte verlegt werden.
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Dies ist relativ einfach, aber auch ein wenig Fleißarbeit und funktioniert identisch zu dem Umleiten des Onedrive Ordners:

  1. Rechtsklick auf den “Special Folder”, den ihr umlegen wollt, dann auf “Eigenschaften”
  2. Nun im neuen Fenster den Reiter “Pfad” auswählen
  3. Nun den neuen Pfad auswählen, hier macht sich unsere Vorarbeit das nächste Mal bemerkbar, denn wir verwenden nicht z.B. für die Dokumente: “D:\Dokumente”, sondern wir wählen “C:\SDKarte\Dokumente”
  4. Nach “Ok” können (und sollten) die bereits vorhandenen Daten verschoben werden.
  5. Wiederhole 1-5 für jeden Special Folder

Natürlich könnte dies auch über die Registry erfolgen, jedoch ist es ratsamer die GUI zu nutzen, um “sauber” zu sein und den Explorer nicht zu “verwirren”. Daher sage ich nur, dass es prinzipiell möglich ist, aber ich sage nicht wie! Winking smile

 

3. Abschalten des Ruhezustandes

Mal ehrlich, auf so einem Device brauche ich den Ruhezustand (Hibernation) nicht, denn entweder ist das Gerät im Sleep oder es ist aus. Aus dem Ruhezustand aufwecken dauert u.U. sogar länger als komplett neuzustarten, von daher “weg damit”:

  1. In einer “Administrator CMD” (rechts Klick auf Start “Eingabeaufforderung (Administrator)”, bzw. “Powershell (Admin”")” starten) den Befehl
    powercfg /h off
  2. Dies entfernt das Hibernation File (nicht ganz 2GB bei 2GB Geräten) und die entsprechenden UI Punkte um in den Ruhezustand zu gehen
  3. ABER es entfernt leider nicht die Settings in den Energieoptionen, daher müssen wir diese noch anpassen (rechts Klick auf das Batterie Symbol->Energieoptionen):
  4. In den Powerplänen, die aktiv genutzt werden (typischerweise ist das nur einer, aber sagt nicht, ich hätte nicht gesagt ihr sollt es ändern) auf “Energiesparplaneinstellungen ändern->Erweiterte Energieeinstellungen” klicken
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  5. Im neuen Fenster zu dem Punkt “Akku” gehen und dort bei den “Actions” die Einstellungen ändern:
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  6. Also dort, wo “Hibernate”/”Ruhezustand” ausgewählt ist den Wert auf “Herunterfahren”/”Shut down” ändern, denn sonst können ggf. “interessante” Dinge passieren und das wollen wir ja nicht.

 

4. Laufwerk aufräumen (insb. nach Windows Update)

Mit der Zeit sammeln sich viele Daten/Dateien, die vermutlich weniger wichtig oder unwichtig geworden sind. Hierzu bietet Windows die Möglichkeit diese automatisiert zu entfernen, dies sollte von Zeit zu Zeit durchgeführt werden, könnte man auch über einen Scheduled Task automatisieren:

  1. Explorer öffnen und rechts Klick->Eigenschaften auf das gewünschte Laufwerk, also in unserem Fall “C:”

  2. Dort gibt es den Button Disk Cleanup und in diesem wiederum den Button für die System Dateien:

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  3. Je nach dem wann dies das letzte Mal ausgeführt wurde, können über diesen Mechanismus einige 100MB bis mehrere GB freigeräumt werden.

 

5. Neue Programme in Zukunft auf der SD Karte installieren und Settings für große Dateien auf die Karte legen

So trivial es klingt, so einfach ist es auch: die normalen x86 Anwendungen können ggf. auf der SD Karte installiert werden. Alleine die Tatsache, dass die SD Karte u.U. zu langsam ist könnten dem entgegen stehen.
Dazu einfach während der Installation einen entsprechenden Ordner auf der SDKarte angeben, meine Empfehlung ist auch hier einen Unter-Ordner mit z.B. dem Namen “D:\Programme” zu erstellen und dieses zu nutzen.

Außerdem können größere Dateien, die von Programmen genutzt werden auf die Karte verlegt werden, einfaches Beispiel wäre OST/PST Files von Outlook. Auch hier muss der Umweg über das Verzeichnis gewählt werden – daher würde ich grade für den Fall Outlook davon abraten.

 

6. *Vorsicht* Entfernen der Rücksetzpartition

Mit Windows 8 wurde die Möglichkeit geschaffen schnell und einfach das OS “Aufzufrischen oder Wiederherzustellen”. Damit dies funktionieren kann enthalten nicht selbst installierte Windows 8 Maschinen eine Recovery Partition, die je nach Hersteller und Device ~5GB (bei meinem Venue 4,7GB) groß ist.
Sofern man es sich zutraut und über ein entsprechendes Windows Installationsmedium (auf USB) und Lizenz verfügt, so könnte man ggf. diese Partition entfernen und den freien Speicher der vorhandenen Partition hinzufügen.
Da ich dies für nicht-Profis eigentlich nicht empfehlen kann, beschreibe ich hier auch nicht, wie dies funktioniert, Bing und der Diskmanager helfen euch weiter. Für die Konsequenzen ist jeder selbst verantwortlich.

 

7. Wo es Sinn macht Verzeichnisse & Dateien komprimieren

Windows kann schon seit langem Verzeichnisse und Dateien komprimieren. Dies hatte in der Vergangenheit aus zwei Gründen kaum noch Relevanz: 1. Festplattenplatz war nicht knapp, 2. CPU Power reichte nicht aus um schnell genug entpacken zu können, dass es sich gelohnt hätte.
Dies hat sich mit den neuen Geräten geändert, denn zum einen ist HD Platz kostbarer, zum anderen ist die Performance der neuen CPU Generationen ausreichend schnell.
Daher kann es sinnvoll sein bestimmte Verzeichnisse zu komprimieren – das Windows und das Programme Verzeichnis würde ich nicht komprimieren, aber Teile des auf C: verbliebenen Profils könnten sinnvoll sein. Für mich habe ich entschieden den AppData Ordner (C:\Users\%Username%\AppData) meines Profils zu komprimieren, welches einen Gewinn von 500MB-1GB mitsichgebracht hat, ohne dass ich es in der Performance spühre.
Die Kompression wird über einen rechts-Klick auf ein Verzeichnis –> Eigenschaften –> Erweitert –> Inhalte komprimieren, um Speicherplatz zu sparen:
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Ach, fast hätte ich es vergessen: der AppData Ordner ist ein versteckter System Ordner, welcher erst im Explorer angezeigt wird, wenn unter “Ansicht” –> “Ausgeblendete Elemente” angeklickt wurde. Nachdem ein Ordner komprimiert wurde wird dieser in blauer Schrift im Explorer angezeigt.

8. Ändern der Einstellungen für Systemabbilder

Systemabbilder (aka Memory Dumps) werden bei einem BlueScreen automatisch erstellt (sofern dies aktiviert ist). Es gibt unterschiedliche Arten von Dumps, die von 64kb bis zur Größe des verbauten RAM reichen können (also z.B. 2GB). Da Bluescreens mittlerweile eher selten geworden sind, halte ich die Ersparnis nicht für relevant, aber es kann ja nicht schaden, das Setting von “Automatisch” auf “kleine Systemabbilder” zu verändern:

  1. Rechts Klick auf Start –> System –> erweiterte Systemeinstellungen –> Starten und Wiederherstellung –> Einstellungen…
  2. Im Dropdown Feld von “Automatisches” auf “Kleines” Speicherabbild stellen und mit ok bestätigen
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  3. Überflüssige Memory Dumps werden über Punkt 4 dieser Auflistung automatisch entfernt.

In manchen Guides liest man, Systemabbilder komplett abzuschalten, davon halte ich wenig, da es über die Fehlerberichterstattung durchaus öfter als mancher glaubt zu einer Hilfe zur Selbsthilfe kommt. Und mal ehrlich, auf 128kb kommt es nun wirklich nicht an.

 

Was würde ich nicht machen:

  1. jeden Ordner komprimieren
  2. Reparaturpartition löschen, insb. wenn ich nicht weiß wie ich im Fehlerfall agieren soll
  3. Apps auf SD Karte verschieben (hierzu gibt es Anleitungen im Netz, davon rate ich ab)
  4. Wichtige, nicht gebackupte Daten auf SD Karte speichern
  5. Wichtige Daten auf SD Karte speichern, ohne Bitlocker einzusetzen
  6. Defragmentieren (macht nur Sinn bei Spindel HDs und ist für SSDs eher lebensverkürzend!)
  7. Outlook Dateien wie PST/OST in den OneDrive Ordner legen

 

Tipp bzgl. “Backup”

Wenn man der Cloud und insb. OneDrive vertraut, dann macht es Sinn die Special Folders in den OneDrive Ordner zu verlegen.
Das hat den Vorteil, dass alle Dateien in diesen Ordnern automatisch in OneDrive gesichert werden. Dies wiederum hilft dabei zum einen auf allen Devices die identischen Daten zu haben und zum anderen wenn eine HD oder SD den Geist aufgibt – “Who cares”, einfach ersetzen, Onedrive aktivieren und schon hat man seinen alten Stand zurück, ohne dass man sich groß um Backups Gedanken machen muss(te).
Funktioniert bei mir wunderbar! Winking smile

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Ich hoffe ich konnte dem ein oder anderen etwas Druck auf der HD nehmen und damit mehr Spaß an seinem tollen Tablet bereiten.

Have Fun!

Stephanus