Small Business Server–Gedanken

Es ist schon sehr traurig, dass wir es als Microsoft nicht geschafft haben, die Idee des Small Business Servers in den letzten 15 (?) Jahren seit der Version 4.0 durchgängig in die Partnerlandschaft zu tragen.

Gestern durfte ich wieder eine absolut klassische SBS 2008 Installation erleben:

Mein Schwager hat einen Baumarkt und hat vor kurzem seinen alten Server durch einen SBS ersetzt. Ich war ihn gestern besuchen, weil er ein paar einfache Aufgaben (Urlaubskalender, zentrales Kontaktverzeichnis, …) implementieren wollte und Unterstützung gebraucht hat.

Grundsätzlich ist der Server gut gelaufen – 3th Party Backup mit DLT Bänder, dass vom Partner kontrolliert wird, AV-Schutz von Avira, gute Hardware.
Ein paar Fehler im Eventlog, eine ausgeschaltene Firewall am Server, ein paar andere Kleinigkeiten, wie halt ein normaler Kleinkundenserver nach 6 Monaten Betrieb aussieht.

ABER

  • Alle Benutzer wurden von Hand und nicht mit dem Assistenten angelegt
  • Kein OWA eingerichtet, kein ActiveSync, kein Outlook Anywhere
  • kein Remotearbeitsplatz, dafür eine VPN-Lösung mit Fortigate (Damit will ich nicht sagen, dass das eine schlechte Lösung ist!)
  • keine Faxlösung
  • Kein Companyweb eingerichtet – funktioniert auch nicht, weil die User nicht in den Berechtigungsgruppen sind

d.h. mein Schwager hat

  • ein Active Directory
  • einen File/Printserver
  • einen Exchangeserver

aber keinen Small Business Server….

Ihm sind die Augerln rausgefallen, wie ich ihm

  • das Companyweb gezeigt hab mit den Möglichkeiten
  • zentrale Linkliste
  • Benachrichtigungen für seine Mitarbeiter
  • zentrale Kontaktlisten
  • Firmenkalender (den Urlaubskalender hab ich ihm in Outlook eingerichtet)
  • Dateiablage mit Versionierung und Check In/Check Out
  • Zentraler Zugriff auf alle Faxe
  • den Remote-Arbeitsplatz
  • mit dem Mailzugriff über den Browser
  • mit dem Zugriff auf das Companyweb
  • mit dem Zugriff auf jeden Rechner im Unternehmen
  • und das alles OHNE VPN
  • die Zugriffsmöglichkeiten auf Exchange
  • Outlook-Verbindung ohne VPN
  • Sync mit Handy
  • die SBS-Konsole, die ihm erlaubt
  • selbstständig Benutzer anzulegen
  • Kennwörter zu ändern
  • Gruppen zu verwalten
  • usw…
  • den Wochenbericht
  • wo er den Zustand des Servers sieht
  • die versendeten/empfangen Mails
  • Die Mailboxgrößen

Das schlimme daran ist: Das ist alles STANDARD !

Ich hör schon die Argumentation: “Aber das zahlt mir der Kunde nicht, wenn ich ihm das einrichte !” – ich gehe JEDE Wette ein, dass ich mit dem Einrichten des SBS unter Zuhilfenahme der Assistenten SCHNELLER, QUALITATIV BESSER und wesentlich UMFANGREICHER bin als bei einer händischen Einrichtung – und dass ich danach alle die oben genannten Möglichkeiten fix und fertig konfiguriert habe.

Der Job des IT-Dienstleisters hat sich schon geändert und wird sich in Zukunft noch mehr ändern. Das Einrichten von Infrastruktur, das Aufsetzen von Servern, das Reparieren von Fehlern nimmt immer mehr ab – die Unterstützung des eigentlichen Business-Zwecks der Kunden durch IT ist das, womit ich Geld verdiene.

Die oben angeführte Liste erlaubt meinem Schwager, Aufgaben schneller und einfacher zu erledigen, erlaubt ihm, sich mehr auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren, erlaubt ihm wesentlich flexibler zu arbeiten – und ist ohne Mehrkosten und ohne Mehraufwand fix und fertig im SBS integriert…

Ich weiß schon, dass alles so kompliziert ist, dass sich immer alles ändert, dass neben dem Tagesgeschäft keine Zeit ist, sich mit neuen Technologien zu beschäftigen und dass wir das schon seit 10 Jahren so machen und gut damit gefahren sind – eh klar….

Aber…..

 

In diesem Sinne…

Christian

Christian.Decker@microsoft.com