Wie wir in Zukunft arbeiten werden

Wer sich mit dem Thema „Arbeit der Zukunft“ beschäftigt, wird zunächst einmal überrascht sein von der Anzahl der einschlägigen Beiträge. Auch beschäftigen sich mehr und mehr Unternehmen mit den Trends der Arbeitswelt von morgen. Gerade Unternehmensberatungen und Technologie-Unternehmen interessieren sich offenkundig immer mehr dafür, wie wir in Zukunft arbeiten werden. So auch die Microsoft Deutschland GmbH, die 2014 ein „Manifest für ein Neues Arbeiten“ veröffentlicht und in diesem Jahr das Buch „Out of Office – Warum wir die Arbeit verändern müssen“ im Redline-Verlag auf den Markt gebracht haben.

Das Institut für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Fülle von Beiträgen zu systematisieren und auszuwerten. Hierzu wurde eine erste, explorative Studie aufgelegt, die im Rahmen einer Stichprobe 171 Quellen ausgewertet hat. Einen Auszug der Studie finden Sie, mehr dazu auf der Internetpräsenz des Institut für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V. 

Arbeitswelt wird sich grundlegend ändern

Praktisch alle Autoren vertreten die These, dass sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren basierend auf den dargestellten Trends massiv verändern wird. In keiner der Quellen wird eine fundamental-kritische Stimme an dieser These laut. Mit anderen Worten, niemand geht davon aus, dass die aktuellen technischen und gesellschaftlichen Veränderungen ohne Auswirkung auf die Arbeitswelt bleiben werden.

Motive der Autoren

Die Beschäftigung mit dem Thema „Arbeit der Zukunft“ ist sehr stark von Analyse und Problemdefinition dominiert. Handlungsempfehlungen kommen zwar immer wieder vor, sind allerdings in weniger als 20% der Veröffentlichungen explizit thematisiert. Die Stichprobe zeigt damit, was in der Diskussion um die Arbeit der Zukunft vielfach vermutet wird: es fehlt nicht an Erkenntnissen über Trends und zukünftige Szenarien, sondern weit mehr an pragmatischen Modellen und Handlungsempfehlungen für die Akteure in der Praxis.

Fokusthemen

Die klar überwiegende Anzahl der untersuchten Quellen befassten sich mit den Arbeitsprozessen und -technologien (77%). Dahinter lagen Themen wie Arbeitsort (67 %), Arbeitsorganisation (57 %) oder Arbeitszeit (53%). Die wenigsten Texte beschäftigten sich mit der Arbeitsethik und -kultur (22 %) und den Arbeitsinhalten (14 %). Interessant ist das Ergebnis bezüglich des Fokusthemas Arbeitskultur bzw. Arbeitsethik. Es hat sich innerhalb der Wissenschaft besonders in den letzten Jahren ein (verglichen mit der Praxis) sehr viel höheres Interesse an Fragen hierzu entwickelt. Fast jede dritte Veröffentlichung aus der Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Thema, während es in Unternehmenspraxis und Öffentlichkeit nicht einmal jede fünfte ist. Geht man davon aus, dass Fragestellungen und Lösungsansätze oft in der Wissenschaft generiert werden, um dann ihren Weg in Unternehmen und Öffentlichkeit zu finden, ist zu erwarten, dass das Fokusthema Arbeitskultur in den nächsten Jahren auch in der Praxis immer relevanter wird.

Kanon von Trends

Es fällt auf, dass in aller Regel gleiche oder ähnliche Trends zur Sprache kommen. Mit anderen Worten: es besteht offenkundig Einigkeit über einen „Kanon“ von Trends, der in verschiedensten Varianten wiederholt wird. Dabei beherrschen vier Megatrends und acht spezifischere, hier als „Trends der Arbeitswelt“ bezeichnete Trends die Diskussion.

Der klar relevanteste Megatrend ist die Digitalisierung: In fast 75% der untersuchten Quellen wird dieser Trend thematisiert. Erstaunlicherweise wird der Wertewandel nur in ca. 25% der Fälle erwähnt, obwohl dieser Megatrend auf eine ähnlich vielschichtige Weise wirkt. Auch die beiden anderen Megatrends – Globalisierung und Demografischer Wandel - werden mit etwa einem Drittel der Quellen nicht annähernd so oft erwähnt wie die Digitalisierung.

Die Studie sollte helfen, die aktuelle Diskussion zu systematisieren. Darüber hinaus ist sie Startpunkt für weitere empirische Untersuchungen zu einzelnen Trends. In einer Arbeitswelt im Umbruch ist darüber hinaus die Frage relevant, welche Fähigkeiten Mitarbeiter und Organisationen erwerben müssen, um langfristig erfolgreich zu sein. Zu diesen Fragen und den oben geschilderten Entwicklungen fehlen oftmals pragmatische Ansätze, um angemessen zu reagieren und neue Ideen sinnvoll im Arbeitsalltag der Unternehmen umzusetzen.

 

Ein Gastbeitrag von Dr. Stefan Birk

Vorstand, Institut für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V.

Im Institut für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien e.V. haben sich Führungskräfte, Berater und Wissenschaftler zusammengefunden, um die Arbeit der Zukunft zu erforschen und in die Praxis umzusetzen.