Wie viel Praxisrelevanz steckt in den 33 Regeln wirklich?- Ein Gastbeitrag von Stephan Kuhnert

Unsere erste Reaktion auf das „Manifest für ein neues Arbeiten“ war zugegebenermaßen Skepsis gepaart mit dem Gedanken „Was soll das eigentlich?!“. Da wir allerdings von Natur aus sehr neugierig sind, war schnell klar: das schauen wir uns nochmal genauer an. Wir haben also beschlossen, zu prüfen, wie viel Praxisrelevanz in den 33 aufgestellten Regeln wirklich steckt – ein Praxistest musste her.

Wir, ein Kölner Softwareunternehmen mit dem Fokus auf Entwicklung von Office-Lösungen, sind gemeinsam die 33 Regeln durchgegangen und haben überlegt, welchen Aussagen wir zustimmen können und welchen wir widersprechen müssen. In welchen Aussagen finden wir uns mit unserem jungen Team aus 30 Entwicklern und Betriebswirten wohl wieder?

Zur besseren Übersicht haben wir eine Tabelle (siehe unten) erstellt und dort den Grad unserer Zustimmung in Bezug auf unseren Arbeitsalltag festgehalten.

Zu einigen wenigen Punkten konnten wir keine Aussage treffen (n/a), da wir diese zurzeit nicht auf Made in Office beziehen können. Anderen Punkten wiederum konnten wir nicht gänzlich zustimmen. Im Folgenden gehen wir auf drei Punkte detaillierter ein, um unser Endergebnis etwas greifbarer zu machen.

Regel 4 besagt „Früher suchten Unternehmen gute Sachbearbeiter. Heute suchen sie Mitarbeiter, die menschliche Beziehungen zum Kunden aufbauen.“. Natürlich ist uns die menschliche Beziehung zu unseren Kunden sehr wichtig. Allerdings sind gute Entwickler eine unserer Core Assets und deren technisches Know-How unabdingbar für uns. Deshalb legen wir hier den Fokus ganz klar auf Fachkenntnisse gepaart mit einem ausgeprägten Teamgeist, vernachlässigen aber bewusst sämtliche Aspekte professioneller Kundenkommunikation. Ohne Klischees bedienen zu wollen, glauben wir aber dennoch nicht, dass die besten Programmierer auch häufig die besten „Kundenversteher“ sind. Die Kundenbeziehungspflege wird an anderer Stelle gelebt. In diesem Punkt stimmt das Manifest nicht mit unserem Arbeitsalltag überein.

An anderen Stellen haben wir viele Übereinstimmungen zwischen den Aussagen des Manifestes und unseres Arbeitsalltages festgestellt. Nehmen wir beispielsweise Regel 15, diese besagt „Früher entschied die formale Qualifikation, wer im Unternehmen weiter kommt. Heute entscheiden Persönlichkeit, Empathie und Soft-Skills darüber.“. Dies ist an einigen Stellen unserer Personalkultur gut sichtbar. So wird in jeder unserer Stellenausschreibungen neben eines Hochschulabschlusses auch ausdrücklich eine Ausbildung als mögliche Einstiegsqualifikation genannt. Die Bewerber müssen uns fachlich überzeugen und menschlich in unser Team passen – der formelle Abschluss ist hier zweitrangig. Einer unserer Kollegen hat beispielsweise „nur“ eine Ausbildung und leitet dennoch erfolgreich ein großes Team, in dem ausschließlich studierte Informatiker arbeiten – denn seine Leistung und sein fachliches Know-How machen ihn unabhängig vom Abschluss zu einem Vorbild für die Kollegen.

Zum Thema Knowledge-Sharing (Regel 26: „Früher war erfolgreich, wer kritische Informationen hortete. Heute wird Knowledge-Sharing belohnt.“) haben wir ein System etabliert, das vielleicht auch für andere eine interessante Möglichkeit sein kann, den Wissensaustausch auf spielerische Art zu fördern – unsere Made in Office Knowledge Base. Hier sind alle Kollegen dazu animiert, vorhandenes Wissen und neue Erkenntnisse in kurzen Artikeln festzuhalten und diese in eine allgemein zugängliche Datenbank hochzuladen. Das gesamte Jahr über werden Punkte für erstellte Artikel vergeben und so eine Art „Bundesliga“ mit Spieltagen erstellt. Am Ende des Jahres werden die Punkte in Sachprämien umgewandelt. Natürlich wird nicht nur punktuelle Aktivität, sondern vor allem die kontinuierliche Beteiligung honoriert. Mit diesem System haben wir es über die letzten 4 Jahre geschafft, mehrere tausend wertvolle Wissensbeiträge für alle Mitarbeiter zu „konservieren“.

In der Tabelle wird ersichtlich, dass wir zwar an einigen Stellen nicht vollständig zustimmen können, es generell jedoch große Übereinstimmungen zwischen dem Manifest und unserem Arbeitsalltag gibt. Unser Fazit: Praxistest bestanden! Dennoch sei angemerkt, dass die 33 Regeln unserer Ansicht nach nicht als starres Konstrukt gesehen werden sollten, sondern stark von der Ausgestaltung des jeweiligen Unternehmens abhängen und ein Unternehmen die für sich relevantesten Punkte aufgreifen sollte. Elementar bei der Orientierung an diesem Manifest ist vor allem, dass die relevantesten Aussagen mit Leben gefüllt werden und nicht nur leere Phrasen bleiben, die wie falsche Werbeversprechen an die Bürowände gepinnt werden.

 

Grad der Zustimmung zu den einzelnen Aussagen des Manifestes in Bezug auf den Arbeitsalltag

Von Stephan Kuhnert

Made in Office GmbH

Geposted von Diana Heinrichs

Communications Manager Digital Workstyle