Smart Silver Economy: Zocken gegen das Vergessen

EU-Kommission nennt RetroBrain auf Basis von Microsoft Kinect als Vorreiter für digitale Innovationen

Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der in Deutschland lebenden Über-65-Jährigen jährlich um rund 200.000 steigen. Diese Verschiebung der Altersverhältnisse wird jeden Einzelnen, aber auch die gesamte Gesellschaft betreffen. Sie wird die Art, wie wir leben und arbeiten verändern. Sie wird neue Anforderungen an die Wirtschaft stellen und gleichzeitig neue Geschäftsfelder in den Bereichen Mobilität, Gesundheit und Pflege, sowie Ernährung, Tourismus und Freizeit ermöglichen. Zukunftsforscher sprechen dabei schon lange von der „Silver Economy“.

Ein wesentlicher Ermöglicher dieser Prozesse sind moderne Technologien aus der Cloud, aber auch die zunehmende Vernetzung durch das Internet der Dinge und Mixed Reality.

150921_welt_alzheimer_tag_03-779x389Europäische Kommission stellt digitale Innovationen vor

Heute hat die Europäische Kommision in Brüssel einen Bericht vorgestellt, der besonders innovative Anwendung durch die Digitalisierung im Rahmen des "Smart Silver Economy"-Programms aufführt. Zu den zehn ausgezeichneten Case Studies gehört europaweit als einziges StartUp auch RetroBrain, eine Ausgründung der Humboldt-Universität zu Berlin. Das junge Hamburger Unternehmen, das u.a. vom Microsoft BizSpark-Programm unterstützt wird, nutzt die Windows Kinect-Technologien für eine Gamification-Therapie von Demenzkranken und zur Steigerung der Lebensqualität von Senioren. Grundlage des Angebotes für Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäuser ist das Spiel „MemoreBox“.

Zocken gegen das Vergessen

Die MemoreBox ist eine Sammlung unterschiedlicher Spiele mit therapeuthischem und präventivem Hintergrund: Beim Motorradspiel steuern Senioren das Kraftrad allein durch Gewichtsverlagerung auf das rechte oder linke Bein, gleichzeitig weichen sie Autos aus und müssen Benzinkanister einsammeln. Während diese Bewegungsabläufe anerkannte Prävention sind, um die Stand- und Gangsicherheit zu erhöhen und Sturzverletzungen vorzubeugen, entfaltet erst die Kombination mit dem Gaming-Aspekt die bestmögliche Wirkung: Das bloße Verlagern vom einen auf das andere Bein ist präventiv wirksam, aber langweilig – weshalb es weit seltener passiert, als Ärzte empfehlen. RetroBrain um Gründer Manouchehr Shamsrizi hat aus dieser und anderen sinnvollen Übungen deshalb ein Spiel gemacht, das den Menschen Spaß macht und aktuell von Deutschlands größter Krankenkasse BARMER im Rahmen eines Modellvorhabens nach dem Präventionsgesetz evaluiert wird.

Bewegungssteuerung Kinect für Windows hilft Demenzpatienten

Um MemoreBox zu spielen, benötigen Patienten keinerlei Controller. Die Steuerung der Spiele erfolgt ausschließlich über die Bewegungsteuerung „Kinect für Windows“. So finden sich auch Menschen mit wenig oder keiner Erfahrung mit Computern ohne Eingewöhnung zurecht und es gibt keinen zusätzlichen Aufwand für die betreuenden Pflegefachkräfte. Außerdem passen sich die Spiele dem jeweiligen Leistungsvermögen der Heimbewohner an, so dass Frustrationen vermieden werden. In Zukunft wird es cloudbasiert möglich sein, die Spiele noch weiter zu personalisieren, und auch Angehörige aktiv einzubinden.

Genau diese Einfachheit der Technologie ist ein Grund, den die Europäische Kommision in Brüssel in ihrem internationalen Bericht als Grund für gelungene Innovation voranstellt und das Team um Manouchehr Shamsrizi zu einem Workshop zu sich eingeladen hat. Mehr zum EU-Programm „Silver Ecomony“ gibt es hier sowie auf Twitter.

Wir sagen: Herzlichen Glückwunsch!

Ein Beitrag von Pina Kehren & Anna-Lena Müller
Communications Manager bei Microsoft Deutschland

Pina Kehren Anna-Lena Müller