Smart Home und das Internet der Dinge

 

Der Megatrend „Vernetzung“ verändert aktuell mehrere Märkte nachhaltig. Ob Consumer Electronics, ITK oder ganze Produktionsabläufe wie das Beispiel Industrie 4.0 zeigt: Vernetzt wird alles. Und zwar im doppelten Wortsinn: Alles ist vernetzt und ohne Vernetzung ist alles nichts. Das Thema Heimvernetzung stand folglich auch im Mittelpunkt des Connected Home Thementages Ende letzter Woche auf der ANGA COM in Köln.

Immer mehr Geräte werden untereinander und mit dem Internet verbunden, um Inhalte beziehen und austauschen zu können. Im Jahr 2020 sollen weltweit nahezu 50 Milliarden vernetzte Geräte im Einsatz sein.

Davon sind die eigenen vier Wände nicht ausgenommen. Vielmehr sind sie ein Treiber dieser Entwicklung, weil sie im Begriff sind, zum Smart Home zu werden.

Was aber ist ein Smart Home? Von smarten Anwendungen spricht man vor allem dann, wenn durch vernetzte Geräte so viele Steuerungsprozesse wie möglich im Rahmen einer direkten Maschine-zu-Maschine-Kommunikation übernommen werden und nur wenige oder gar keine manuellen Eingriffe notwendig sind.

Diese technischen Verfahren dienen dann zur Erhöhung von Wohn- und Lebensqualität, der Sicherheit und einer effizienteren Energienutzung auf Basis vernetzter und fernsteuerbarer Geräte sowie automatisierbarer Abläufe. Kurzum: Smart Home ist das „Internet der Dinge“ zu Hause.

Was sagen die Verbraucher?

54 Prozent äußern Bedenken, die Daten im Connected Home seien nicht sicher genug, sie befürchten Hackerangriffe oder die Ausspähung der eigenen Lebensweise zu Vermarktungszwecken. 39 Prozent der Verbraucher sind die (vermuteten) Kosten zu hoch. 28 Prozent halten die Technik für nicht ausgereift. 17 Prozent befürchten Elektrosmog. Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass es weniger die Kosten als vielmehr das mangelnde Vertrauen sind, die die Verbraucher verunsichert. Positiv ist dabei zu vermerken: 56 Prozent der Verbraucher finden nach einem Beratungsgespräch die Möglichkeiten der Heimvernetzung für die eigene Wohnung interessant.

Um die Smart-Home-Entwicklung in Deutschland voranzutreiben, müssen Verbraucher aufgeklärt und Standards geschaffen werden. Auf diesem Weg kann und wird sich Deutschland zum Leitmarkt für Smart Home entwickeln.

Zwei Meilensteine auf diesem Weg konnten in den vergangenen Wochen bereits erreicht werden:

    • Gemeinsame Erklärung der Verbände und Organisationen zur intelligenten Heimvernetzung
    • Gemeinsame Erklärung von Industrie, Handwerk und Wohnungswirtschaft zur zeitgemäßen informationstechnischen Infrastruktur im Neubau und bei Kernsanierung

Ich freue mich sehr, dass es BITKOM in gemeinsamer Arbeit mit dem BMWi und den Verbänden der Industrie, des Handwerks und der Wohnungswirtschaft gelungen ist, diese zwei Meilensteine zu setzen, die entscheidend sind, Deutschland zum Leitmarkt in Europa für vernetztes Wohnen und mobiles Leben zu machen. Dieses Ziel wird vor dem Hintergrund der Energiewende noch wichtiger.

Aus diesen gemeinsamen Erklärungen lässt sich gut ersehen, welche Systeme und Anbieter Erfolg haben werden. Nämlich jene, welche die folgenden Punkte berücksichtigen:

    • Offene Smart-Home-Standard(s) und -Plattformen
      auf allgemein akzeptierten Normen aufbauendes Vernetzungskonzept
    • All-IP basierte Schnittstellen, die die Entwicklung von Anwendungen durch Dritte fördert 
    • Cloudbasierte Anwendungen mit beliebiger Skalierbarkeit
    • Keine Insellösungen, sondern Integrationsfähigkeit aller Segmente des vernetzten Lebens (Entertainment, Energie, Gesundheit, Sicherheit)
    • Sehr gute Breitband-Abdeckung
    • Datensicherheit und Datenschutz

Wann kommt der Durchbruch in den Massenmarkt?

Mit diesen Rahmenbedingungen rechnet der BITKOM auf der Basis einer Prognose des Marktforschungsinstitut IHS Technology beispielweise damit, dass bereits in 5-6 Jahren etwa 10 Prozent aller deutschen Haushalte Smart-Home-Technologien einsetzen werden. Um diese Marktdurchdringung zu erzielen, müssen in den kommenden Jahren etwa 600.000 pro Jahr „smart“ werden. Das klingt nach einer Herausforderung, ist aber im Vergleich zur Akzeptanzkurve bei anderen modernen Technologien sogar eine konservative Prognose. Hieraus entstehen neue Wirtschaftspotenziale für ITK, Industrie, Handwerk und Wohnungswirtschaft zum Nutzen der Kunden rund um Themen wie beispielsweise Energie, Gesundheit, Sicherheit oder Entertainment.

Auch im europäischen Vergleich wird Deutschland gut dastehen. Auf der Basis von Prognosen von IHS Technology rechnet der BITKOM damit, dass Deutschland bis 2018 zum größten Markt für Smart Home Services werden wird.

Posted by Christian P. Illek
Vorsitzender der Geschäftsführung Microsoft Deutschland und Mitglied des Präsidiums BITKOM