#OutofOffice: Worthülse "flexible Arbeit" - mehr Mut zu neuen Wegen!

Ist Arbeit gut, wenn sie flexibel ist? Was bedeutet Flexibilität eigentlich? Ist das nur eine Worthülse und braucht es nicht mehr Mut zu neuen Wegen?

Gemeinsam mit Dr. Thorsten Hübschen von der Microsoft Deutschland GmbH, Policy Fellow Dr. Max Neufeind, Unternehmerin Catharina Bruns, Journeyman Fabian Sixtus Körner und Blogger Richard Gutjahr habe ich in diesem Jahr auf der re:publica über flexible Arbeit diskutiert.  Einige Statements unserer lebhaften Debatte gibt es hier im Video nochmal zusammen gefasst, meinen persönlichen Standpunkt möchte ich in diesem Gastbeitrag nochmal vertiefen.

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Fragt man Unternehmen in Deutschland, ob sie flexible Arbeit anbieten, beantworten dies 4 von 5 Unternehmen mit "ja" (DW, 2013). Eigentlich ist das nicht weiter verwunderlich, denn zum einen ist "ja" in diesem Fall eine erwünschte Antwort – zum anderen ist "flexible Arbeit" ein durchaus dehnbarer Begriff. Denn flexible Arbeitszeit kann zum Beispiel Vertrauensarbeitszeit, Gleitzeit, Telearbeit oder auch ganz klassische Teilzeit sein.

Schaut man genauer hin, merkt man schnell, dass viele "flexible" Arbeitsmodelle gar nicht so flexibel sind, wie sie zunächst scheinen. Von der „80-Stunden-Teilzeit-Stelle“, die dann doch in 100 Prozent Arbeit (bei 80 Prozent Gehalt) mündet, hat wohl jeder schon einmal gehört. Sie ist oft der Kompromiss, den Mitarbeiter eingehen, um wenigsten einen Tag legitimiert aus dem Home Office arbeiten zu können.

"Familienfreundlich" oder "flexibel"?

Die Tatsache, dass laut der A.T. Kearney-Studie nur 37 Prozent der jungen Eltern ihren Arbeitgeber als "familienfreundlich" einschätzen - wobei doch 80 Prozent der Unternehmen angeben, "flexibel" zu sind - zeigt, dass "familienfreundlich" und "flexibel" zwei komplett unterschiedliche Dinge sind.  

Flexibel für welche Jobs?

Betrachtet man nun genau, für welche Stellen flexible Arbeit möglich ist, erkennt man spätestens jetzt: die schöne neue Arbeitswelt samt ihrer Veränderung macht vor bestimmten Jobs halt. Oftmals sind dies leider genau die Stellen, die wir uns eigentlich gewünscht hätten. Es sind die Stellen, die oft Traumjobs sind, die wir vielleicht sogar schon besetzen, gerade ganz aktuell - die aber leider, sollten wir einmal in eine Lebensphase kommen, in der wir weniger arbeiten möchten oder können, keine Option mehr sind.  

Der Lückenschließer

Ein Modell, dass diese Lücke zwischen klassischer Vollzeit und Teilzeit schließen kann und flexible Arbeit für bisher vernachlässigte Zielgruppen möglich macht ist "Jobsharing". Und das ist bei genauerem Hinsehen gar nicht so neu. Helmut Kohl wollte es genau genommen schon seit Anfang der 80er Jahren in Deutschland vorantreiben (Programm der Erneuerung: Freiheit, Mitmenschlichkeit, Verantwortung. Regierungserklärung des Bundeskanzlers am 4. Mai 1983 vor dem Deutschen Bundestag in Bonn, Kohl, 1983). Seitdem gibt es eine Verankerung im Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG, §13).

Wie funktioniert das? Wenn zwei eine Stelle teilen

Durch das Besetzen einer Vollzeitstelle mit zwei Personen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, zusammen verantwortlich sind und ihre Arbeitszeiten und Aufgaben souverän untereinander aufteilen, werden plötzlich Stellen flexibel, die es bis dato nicht waren – bis nach oben in die Führungsetagen.

"Gute Arbeit"

Jobsharing als ein neuer Weg des flexiblen Arbeitens steht für Kooperation statt Konkurrenz, für Teamwork und Transparenz, für gute Kommunikation, Eigenverantwortung und Vertrauen. Kurzum für Begriffe, die man im allgemeinen Konsens wohl mit "guter Arbeit" verbinden würde. Den cleveren (und nachhaltigen) Wissenstransfer, die perfekte Vertretung und die hohe Eigenmotivation gibt's obendrauf. Doppelte Erfahrung und Kompetenz sowieso.

Ein Gastbeitrag von Jana Tepe

Gründerin und Geschäftsführerin von Tandemploy

Tandemploy ist die weltweit erste Online-Plattform für Jobsharing: Hier finden Menschen den perfekten Partner zum Teilen eines Jobs und treffen auf Unternehmen, die Jobsharing offen gegenüberstehen.