Jahrhundertchance Industrie 4.0 – greifen wir zu!

Eine radikale Veränderung in einer rasanten Geschwindigkeit – so beschrieb Dr. Christian Malorny, Direktor bei McKinsey & Company den digitalen Wandel, der insbesondere durch das Internet of Things (IoT) die Wirtschaft erfasst. Anlass war die Wunder Talk-Reihe bei Microsoft Berlin vergangene Woche, bei der ich gemeinsam mit Christian Malorny sowie Hansjörg Durz (MdB und Vertreter der CSU-Landesgruppe im Ausschuss Digitale Agenda) und Jan Aengenvoort (Unternehmenssprecher der Next Kraftwerke GmbH) die Frage diskutierte, wie Deutschlands Wirtschaft die Jahrhundertchance Industrie 4.0 nutzen kann.

Denn der digitale Wandel ist vor allem eines: Eine Chance. Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung McKinsey prognostiziert, dass ab dem Jahr 2025 das Internet der Dinge für eine weltweite Wertschöpfung von 11 Billionen Dollar sorgen wird. Der entscheidende Punkt ist allerdings: Welchen Anteil wird der Standort Deutschland daran haben – und können wir diese Entwicklung nutzen, ein neues, ein Digitales Wirtschaftswunder Wirklichkeit werden zu lassen?

„Die Mentalität der Deutschen nach Sicherheit steht vielen Unternehmen im Weg“, war sich Christian Malorny von McKinsey sicher. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Digitalisierung voranschreitet, stehen die Unternehmen vor der Herausforderung: Was muss ich auf meinem Gebiet tun, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben? Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz ist sich dabei auch der Aufgabe der Politik bewusst: „Wir müssen ein klares Signal an die Wirtschaft senden: Die Digitalisierung bietet uns großartige Chancen – insbesondere für den produzierenden Mittelstand als Schatz unserer Wirtschaft.“

In Deutschland beobachten wir oft noch Unternehmen in der sogenannten Zufriedenheitsfalle. Die Konjunkturstimmung ist gut, deutsche Produkte haben weltweit einen hervorragenden Ruf und verkaufen sich gut. Doch das sind keine guten Voraussetzungen für ein Out-of-the-Box-Denken. Die meisten Firmen hierzulande beschäftigen sich eher mit der Optimierung von Prozessen um weitere Kosten einzusparen, anstatt ihre derzeit gut funktionierenden Geschäftsmodelle für die Zukunft in Frage zu stellen. Aufgabe jeder Unternehmensführung sollte es sein, im positiven Sinne die „Zerstörung“ des eigenen Geschäftsmodells vorabzutreiben, um neue Innovationen hervorzubringen.

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Ein Beispiel, wie es funktionieren kann, ist der Landwirt Steffen Hake. Er hat seine 240 Milchkühe über HealthyCow24, eine Internet of Things-Lösung auf der Basis von Windows Embedded Software und Microsoft Azure, vernetzt. Dies dient vor allem dazu, das Kalben der Kühe zu überwachen und ist damit wichtigste Voraussetzung für die Milchproduktion.

Ein weiteres zukunftsweisendes Beispiel ist die Next Kraftwerke GmbH – dem einzigen deutschen „Energieunternehmen ohne eigene Kraftwerke“. So definierte Jan Aengenvoort sein Unternehmen auf unserem Wunder Talk. Durch das sogenannte Schwarmprinzip – die intelligente Vernetzung dezentraler Kraftwerke – hat Next Kraftwerke die Möglichkeit, eine stabile Netzqualität zu gewährleisten. „Ohne den digitalen Wandel der letzten Jahre, hätten wir unser Geschäftsmodell nicht umsetzen können“, ist sich Aengenvoort sicher.

Diese beiden Praxisbeispiele zeigen: Wir dürfen das Potenzial des Internet der Dinge für Wirtschaft und Gesellschaft nicht auf das produzierende Gewerbe im klassischen Sinne verengen. Der deutsche Fokus auf Industrie 4.0 in Deutschland ist zwar aufgrund der führenden Rolle der Industrie in Deutschland verständlich und sinnvoll, aber die Chancen, die das Internet der Dinge bietet, sind weitaus größer. Es bietet dem Wirtschaftsstandort Deutschland eine Jahrhundertchance in vielen Bereichen und Branchen – es liegt nun an jedem einzelnen Unternehmen selbst, diese Chance zu ergreifen.

Wo liegen Ihrer Meinung nach zurzeit noch die Hürden in Deutschland bei der Umsetzung von IoT-Strategien? Aber vor allem auch: Welche Chancen sehen Sie durch die Digitalisierung? Diskutieren Sie mit uns via Twitter unter #DigitalesWirtschaftswunder und verfolgen Sie die Debatte hier.

 

 

 

Ein Beitrag von Alastair Bruce
Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Deutschland