#besserlernen mit digitalen Technologien – ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Erika Brinkmann, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

„Wie können wir mit digitalen Technologien #besserlernen?“ Unter diesem Motto hatte Stefan Schick zu einer Gastbeitragsserie aufgerufen. Prof. Dr. Erika Brinkmann erklärt, wie Computerprogramme Kinder beim Schriftspracherwerb unterstützen können.

Die Grundsatzfrage der 1980er Jahre, ob Computer in der Grundschule eingesetzt werden sollen oder nicht, hat sich inzwischen erledigt. Forschungsbefunde stellen viele der bis heute gängigen Vorurteile – sowohl von Befürwortern als auch von Gegnern des Computereinsatzes – in Frage. Wichtig vor allem: „Den Computereffekt“ gibt es nicht – die Wirkungen des Mediums sind abhängig von der genutzten Technik, von der Funktion des Programms, seiner didaktisch-methodischen Struktur, seiner pädagogischen sowie sozialen Einbettung und von der Lern-Biografie der einzelnen NutzerInnen. Das Lernen am Computer ist nicht generell effektiver als mit traditionellen Medien – soweit sich positive Wirkungen zeigten, sind sie eher punktuell und abhängig von den konkreten Programmen, den sozialen Kontexten ihres Einsatzes und den beteiligten Personen.

Insofern geht es heute nicht mehr um das ob, sondern „nur“ noch um das wie. Das allerdings ist eine schwierige Frage. Sie lässt sich nur entscheiden, wenn man sich Klarheit über die Funktion verschafft, in der die Programme eingesetzt werden sollen. Konkret für den Anfangsunterricht im Lesen und Schreiben bieten sich folgende Möglichkeiten:

  • als Tutorial, um sich Wissen über den Aufbau der Schriftsprache anzueignen

  • als Übungsprogramm, um Teilfertigkeiten zu festigen

  • als Werkzeug zum Verfassen und Überarbeiten von Texten

  • als Informationshilfe beim Recherchieren im Internet oder in multimedialen Lexika

  • als Kommunikationsmedium zum Austausch mit anderen Klassen (z.B. in Chatrooms) oder mit Sachverständigen (per E-Mail)

Die erst- und die drei letztgenannten Funktionen setzen einen Unterricht voraus, der den SchülerInnen Freiräume bietet, so dass sie zur gleichen Zeit im je eigenen Arbeitsrhythmus an unterschiedlichen Aufgaben bzw. Themen arbeiten können – zieldifferent, abhängig von den individuellen Voraussetzungen. Ein solcher Unterricht ist immer noch die Ausnahme, auch wenn der Anteil an Freiarbeitsphasen zunimmt.

In der Schule, aber auch zu Hause, werden häufiger Übungsprogramme eingesetzt, um das im Unterricht Behandelte zu festigen. Das betrifft vor allem Kinder, die besondere Schwierigkeiten haben und deshalb zusätzlich gefördert werden sollen.

Um den zusätzlichen Aufwand des Computereinsatzes zu rechtfertigen, müssen Programme aber auch in dieser Funktion mehr bieten, als mit paper and pencil, also Schulbuch und Arbeitsheft erreichbar wäre. Die besonderen Möglichkeiten des Mediums wie Farbe, Bewegung und Ton dürften nicht – wie oft – nur als schmückendes Drumherum oder zur vordergründigen „Motivation“ genutzt werden. Sprachein- und -ausgabe und die vielfältigen grafischen Darstellungsmöglichkeiten sollten den Lernprozess vielmehr gezielt und sachangemessen an kritischen Stellen unterstützen. Insofern setzen gute Programme eine sorgfältige fachdidaktische und fachwissenschaftliche Analyse der zu vermittelnden Inhalte und Kompetenzen und eine gezielte Nutzung der technischen Möglichkeiten des Computers voraus (vgl. als Beispiele die „Werkstätten“ der „ABC-Lernlandschaft“ bei vpm/ Klett).

 

 

 

 

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Erika Brinkmann
Professorin an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd

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Über die Autorin

Prof. Dr. Erika Brinkmann ist Grundschullehrerin und Hochschulprofessorin an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd und stellvertretende Vorsitzende des Grundschulverbands.