#besserlernen mit digitalen Technologien – ein Gastbeitrag von Micha Busch, Lehrer an der Stadtteilschule Am Heidberg in Hamburg und Blogger

„Wie können wir mit digitalen Technologien #besserlernen?“ Unter diesem Motto hatte Stefan Schick zu einer Gastbeitragsserie aufgerufen. Micha Busch meint: Nicht alles was technisch möglich ist, ist gesellschaftlich erstrebenswert. Digitale Technologien haben aber das Potential, unsere Lern- & Schulkultur nachhaltig zum Positiven zu verändern.

Möglichkeiten und Herausforderungen digitaler Technologie[1] in der Schule:

Im Unterschied zu früheren Experimenten, Bildungstechnologie für Lernprozesse zu nutzen (z.B. Sprachlabore oder Computerräume) haben die gegenwärtigen Versuche, Tablets & Smartphones in Unterrichtsprozesse zu integrieren, einen gewaltigen Vorteil: Diese Geräte werden von fast allen Schülern regelmäßig in ihrer Freizeit benutzt; sie sind also fester Bestandteil ihrer Lebenswelt. Außerdem sind die Geräte mobil und aufgrund des Internetzugangs und der Vielzahl der vorhandenen Applikationen leicht zu bedienende Multifunktionsgeräte mit hohem Motivationswert.

Eine große Chance für schulische Lernprozesse könnte der individuelle Zugang zu Informationen und Wissen durch digitale Endgeräte sein. Dies würde eine Emanzipation des Lernenden bedeuten, weg vom zentral gesteuerten Input hin zu dezentralem, schülerorientiertem Unterricht. Hierbei könnten Open Educational Resources (OER) und die Idee des Flipped Classrooms eine wichtige Rolle spielen.

Wenn man diesen Gedanken weiterentwickelt, dann kann sich Schule insgesamt ändern. Neue Formen des Lernens auch über die Klassen- und Schulgrenzen sind denkbar. Die Schule öffnet sich und wird zu einem Lernzentrum. Der Lehrer wird zum Lernberater, Projektmanager und Prozessbegleiter.

Die neuen Medien bieten auch viele Möglichkeiten der kreativen Arbeit, so können Schüler zum Beispiel kostengünstig hochwertige Medienprodukte erstellen, welche auch einer potentiell großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Der Kontakt nach außen zur “echten” Welt spielt auch hier eine wesentliche Rolle. Wenn ein Arbeitsergebnis nicht nur für einen Lehrer, sondern für eine Öffentlichkeit gemacht wird, dann eröffnen sich ganz andere Motivationsebenen.

Auch für Lehrer bieten digitale Technologien große Chancen: Pädagogen können mithilfe von Sozialen Netzwerken die Grenzen der Klassen- und Schulmauern überwinden, können sich regional, bundesweit sogar international ohne großen Aufwand vernetzen, sich fortbilden, Unterrichtsideen mit anderen Pädagogen austauschen, entwickeln oder Projekte gemeinsam umsetzen.

Digitale Technologien helfen auch dabei, Schwachstellen unseres Bildungssystems zu identifizieren. Wenn Schüler z.B. die Arbeit mit dem Wörterbuch nur noch deshalb üben, weil es in der Abiturprüfung gefordert ist, dann sollte man darüber nachdenken, was mit dem Prüfungsformat nicht stimmt.

Auch auf organisatorischer Ebene können Lernprozesse mithilfe digitaler Technologien unterstützt werden. Online-Plattformen helfen dabei, Kommunikation, Kollaboration, Materialaustausch, Feedback und Lernerfolgskontrollen einfacher zu realisieren.

Digitale Technologien bieten zudem neue Möglichkeiten für inklusive Lernsettings. Hier liegt m.E. ein großes Potential, welches es zu entdecken gilt.

Außerdem gibt es eine Vielzahl digitaler Lernprogramme, die adaptives Lernen bzw. personalisiertes Lernen versprechen. Diese Software-Lösungen haben in bestimmten Situationen ihre Daseinsberechtigung und können helfen, Übungsroutinen zu individualisieren, Phänomene oder Konzepte durch Videos oder Animationen verständlich zu machen und durch Gamification-Elemente Lernmotivation zu erzeugen.

Wie jede technologische Neuerung erzeugt auch der digitale Wandel neue Herausforderungen, mit denen sich eine Gesellschaft konfrontiert sieht und denen es zu begegnen gilt.

Wir müssen aufpassen, dass die Dominanz des Lehrers nicht durch eine Dominanz der Maschinen ersetzt wird. Man muss sich grundsätzlich die Frage stellen: Sollen wir pädagogische Entscheidungen Algorithmen überlassen oder sollen diese beim Menschen bleiben?

Ziel sollte m.E. eine Schülerorientierung sein, die eine neue Lernkultur ermöglicht, d.h. weg vom Lernen im Gleichschritt hin zu selbstorganisierter, individueller oder kooperativer Projektarbeit. Dafür bedarf es weder einer Lehrer- noch einer Maschinenzentrierung, sondern einer konsequenten Lernerzentrierung.

Auch der Einfluss der IT-Unternehmen, der durch den Einzug digitaler Infrastruktur, Produkte und Dienstleistungen in die Schule vergrößert wird, muss kritisch betrachtet werden. Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang sind z.B. Fragen zum Datenschutz und der Datensouveränität: Welche Daten werden gespeichert? Was passiert mit den gesammelten Schüler- und Lehrerdaten? Wo werden sie gespeichert und wer hat Zugriff. Wann und wie kann man sie einsehen und ggf. löschen lassen?

Des Weiteren gibt es auch alte Phänomene in neuen Erscheinungsformen, z.B. Cyber-Mobbing, Stalking oder Suchtverhalten. Hier braucht es präventive Arbeit, gute Interventionsmaßnahmen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Schulen und Elternhäusern.

Eine weitere Herausforderung ist die Schaffung von Rechtssicherheit für die Lehrkräfte bezogen auf urheberrechtliche Fragen (hier kann OER Abhilfe schaffen) aber z.B. auch datenschutzrechtliche oder haftungsrechtliche Aspekte. Einerseits müssen Lehrkräfte diesbezüglich qualifiziert werden, andererseits muss der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen teilweise anpassen.

Aufgrund der Masse an Informationen, die es im Netz gibt, ist es eine der Schlüsselqualifikation des 21. Jahrhunderts die Recherche-Kompetenz; entscheidend wird in Zukunft sein, dass man Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden vermag, dass man Relevantes erkennt und Falsches enttarnt. Faktenwissen anzuhäufen wird weniger wichtig sein, Wissensbestände zu interpretieren und zu bewerten umso wichtiger.

Klar muss sein: Nicht alles was technisch möglich ist, ist gesellschaftlich erstrebenswert. Digitale Technologien haben aber das Potential, unsere Lern- & Schulkultur nachhaltig zum Positiven zu verändern. Dies wird nur gelingen, wenn die Schulen technisch gut ausgerüstet sind und einen professionellen Support haben, sinnvolle didaktische Konzepte entstehen und die Pädagogen qualifiziert werden.
Die zentrale Frage ist nicht, ob die digitale Transformation in Schule ankommt, sondern wie.

 

Über den Autor

Micha Busch (@EdTech_Germany) ist Lehrer an der Stadtteilschule Am Heidberg in Hamburg, bildet sein Kollegium im Bereich "digitale Bildung" fort und bloggt auf www.smartclassroomlearning.org

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Weitere Gastbeiträge zu #besserlernen:


[1] Digitale Technologie meint in diesem Aufsatz Geräte (Tablets, Smartphones), Programme (Apps, Webtools) und das Internet.