„Die kleinen Garagen in Deutschland“ – Studie zu deutschen High-Tech-Gründungen

Zusammen mit der High-Tech-Gründer-Initiative „unternimm was.“ von Microsoft untersucht das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) seit 2006 die deutsche Gründerlandschaft für High-Tech-Unternehmen. So auch in diesem Jahr: Am 19. Oktober 2011 wurde die aktuelle Studie in einer Pressekonferenz vorgestellt.

Jedes Jahr stellt die Studie unterschiedliche Gesichtspunkte in den Mittelpunkt: so z. B. die Finanzierung, die Internationalisierung oder die Auswirkungen der Wirtschaftskrise.

Bisher wurde der Fokus auf die Gründerpersonen und deren Motivation zu einer Start-Up-Gründung gelegt. Dieses Jahr wurden vor allem die örtlichen Rahmenbedingungen und Standortfaktoren für Gründungen der High-Tech-Branche mit den Teilsektoren forschungsintensive Industrie, technologieorientierte Dienstleister und Softwareunternehmen untersucht.

Hier einige Ergebnisse der aktuellen Studie:

2009 wurden in Deutschland ca. 205.000 Unternehmen mit größerer Wirtschaftsaktivität gegründet – der High-Tech-Sektor macht mit etwa 14.000 Gründungen sieben Prozent davon aus. Rückblickend auf die 90er Jahre spricht Ralph Haupter, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, deshalb von einem Gründerproblem in Deutschland: Damals waren es noch rund 18.000 Start-Ups. Diesem Problem will Microsoft mit der Cloud-Technologie entgegenwirken. Die Rahmenbedingungen für Investitionen und Personal sollen möglichst einfach gestaltet und Investitionsbeschränkungen gemindert werden. Haupter bezeichnet die Cloud als „Strom, um viele Endgeräte zu bedienen“. Und Erfolg zeichnet sich bereits ab: „Es öffnen sich ganz viele kleine Garagen, die Stück für Stück an den Markt gehen.“

Im Vergleich von 2009 zu 2010 wurde ein minimaler Rückgang der Neugründungen um 2 % festgestellt, was laut Dr. Bettina Müller vom ZEW wohl an der Krise lag: Krisenbedingt wurden 2009 Unternehmen gegründet, deren Gründer jetzt wieder bessere Chancen in einem abhängigem Beschäftigungsverhältnis sehen. Der allgemeine Anstieg von Neugründungen seit 2008 ist laut Müller aber bemerkenswert. Damals wurde die Rechtsform der Unternehmer-Gesellschaft eingeführt – eine abgespeckte GmbH, die bereits mit einem Startkapital von 1 Euro gegründet werden kann.

Die regionale Verteilung der Gründungstätigkeit hat sich in Deutschland seit Mitte der 1990er Jahre mit Ausnahme der Softwareindustrie kaum verändert: Technologieorientierte Dienstleister siedeln sich vor allem in Ballungszentren an, wobei es von 2002 bis 2009 jedoch kaum Zuwachs gab. Einzig die forschungsintensive Industrie konnte einen Zuwachs in diesen Jahren vermelden – meist im Umland von dicht besiedelten Bezirken.

Welche Standortfaktoren sind dafür verantwortlich, dass sich Start-Ups für eine bestimmte Region entscheiden? Die Untersuchung von Verkehrs-, Telekommunikations- und Wissensinfrastruktur zeigt, dass bei technologieorientierten Dienstleistern die Verfügbarkeit von schnellem Internet eine große Rolle spielt. Ebenso entscheidend ist das lokale Wissenspotenzial in Form von Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Verkehrsinfrastruktur ist dagegen nicht von Belang.

Die gesamte Studie „High-Tech-Gründungen in Deutschland – Von Tabellenführern, Auf- und Absteigern: Regionale Entwicklung der Gründungstätigkeit“ gibt es zum Download.

Ebenso die Videos der Online-Pressekonferenz High-Tech-Gründungen in Deutschland.

Ihre Rebecca Schickel