Moderner Bankraub via VoIP

Warum überfallen Kriminelle eigentlich noch eine Bank? Es scheint wirklich nicht sehr aufwändig zu sein, sich in bestimmten Ländern als Telekommunikationsanbieter eintragen zu lassen, Rufnummern mit horrenden Gebühren zu schalten und dann einen VoIP-Provider zu finden, der Anrufe an diese Rufnummern technisch möglich macht und dessen Kosten unter den eigenen Gebühren liegen.

Über diesen Trick, in der Branche call termination scam genannt, lassen sich in kurzer Zeit überhöhte Vermittlungsgebühren erzeugen, die dann der VoIP-Provider zahlen muß. Der Artikel Yet Another Kind of Internet Thievery (YAKOIT) beschreibt den zunehmenden Mißbrauch von Voice over IP (VoIP) mit dieser Technik und deren Hintergründe. 

Diese moderne Form des Bankraubes ist in der Tat real und hat Dimensionen erreicht, die einem klassischen Banküberfall in allen Belangen überlegen scheinen. Carolyn Schuk beschreibt in ihrem Artikel VoIP Fraud: The Industry's Best-Kept Secret einen solchen Vorfall:

NuFone, ein kleinerer, aber populärer VoIP Provider, schloß einen Vertrag mit einem Kunden über die Vermittlung internationaler Gespräche ab. Einige Monate schien der Datenverkehr völlig normal zu verlaufen. Dann schaltete der Kunde eine spezielle Service-Telefonnummer in Liechtenstein, die pro Minute $1.90 kostete. Nufone bekam für diese Telefonnummer jedoch nur $.09 pro Minute vom Kunden bezahlt. Bis Nufon den Trick bemerkte, belief sich der Schaden schon auf über $450.000.