Troubleshooting-Season: Boot-Probleme -2 - Wiederherstellungskonsole

Hallo Blog-Leser,

wie zum Start meiner Blog-Reihe „Boot-Probleme“ angekündigt, möchte ich meinen zweiten Beitrag zu dieser Serie der Wiederherstellungskonsole - „Recovery-Console“ widmen (auf Basis von Windows 7).

Troubleshooting-Season: Boot-Probleme - 2 - Wiederherstellungskonsole

Die Wiederherstellungskonsole stellt eine gute Möglichkeit dar, um auf ein System Zugriff zu nehmen, welches nicht mehr startet.

Innerhalb dieser Konsole stehen viele Windows-Hilfsprogramme zur Verfügung, die das Analysieren und Lösen von Boot-Problemen erheblich vereinfachen.

Um die Wiederherstellungskonsole zu öffnen, booten Sie bitte von der Windows DVD.
Nach dem laden der PE-Umgebung bestätigen Sie die Spracheinstellungen und klicken Sie dann auf weiter.

Über „Repair your Computer“ und die Auswahl der OS-Instanz im darauffolgenden Dialog können Sie auf die zur Verfügung stehenden Reparatur-Instrumente zugreifen.

Hier besteht nun die Möglichkeit, ein Backup zurückzuspielen, eine MEM-Diagnose durchzuführen oder die Wiederherstellungskonsole zu öffnen.

        Hinweis:
Bitte beachten Sie, das sich die Laufwerksbuchstaben-Ordner verändert darstellt.
In meinem Fall handelt es sich bei der in der PE-Version als F angezeigten Partition um meine System-Partition.

Kurzer Überblich über die verfügbaren Tools (und Hinweise hierzu):

 Aufgrund er hohen Anzahl verfügbarer Bordmittel innerhalb der Wiederherstellungskonsole, werde ich mich auf Regedit / Diskpart u. BCDEdit beschränken und hier jeweils ein Beispiel zur Verwendung im Disaster recovery aufführen.

--- REGEDIT ---

Der Registry-Editor dient zur Manipulation von Registry-Einträgen.
Dieser ist innerhalb der Wiederherstellungskonsole ebenfalls in der GUI-Version verfügbar.

Sehr oft tritt hierbei das Missverständnis auf, das die in der Registry angezeigten Werte beim Starten von Regedit innerhalb der Wiederherstellungskonsole diejenigen entsprechen, die das installierte Betriebssystem verwendet.  Das ist nicht der Fall!

Die angezeigten Einträge beziehen sich auf die PE-Umgebung. Um auf die Einstellungen des installierten Systems Zugriff zu nehmen, müssen die jeweiligen Hives geladen werden.

Die Hives befinden sich unterhalb von C:\Windows\System32\config\*

Um bspw. den System-Hive zu laden (welcher u.a. nahezu alle Einstellungen für den Systemstart beinhaltet), klicken Sie auf HKEY_LOCAL_MACHINE. Gehen Sie anschließend zu der Option „Load  Hive“ (über den Menüpunkt „File“).

Navigieren Sie anschließend zu der Datei „System“ (diese befindet sich auf der Systempartition unterhalb von Windows\System32\config\ - in meinem Fall also F:\Windows\System32\config\ System. Geben Sie dem Hive einen temporären Namen.

Sie können nun hierüber auf die Konfiguration der Systemeinstellung ihres installierten Betriebssystems zugreifen.

Bspw. befinden sich unterhalb von ControlSet001\services\ alle Dienste + Treiber, die während des Systemstarts geladen werden und hierüber ggf. temporär deaktiviert werden können.

Interessanterweise zu erwähnen ist noch der Regback-Ordner. Dieser befindet sich unterhalb von „Config“ und beinhaltet Abbilder der Registry – die zuvor das Starten des Systems ermöglicht haben u. u.a. auch von der last known good Boot-Option verwendet werden.

--- DISKPART ---

Diskpart dient zur Veraltung der Partitionen.
Hierüber können ggf. Partitionsänderungen durchgeführt werden.

Im „Disaster recovery“ ist speziell eine Option von Diskpart interessant – die Möglichkeit, eine VHD zu mounten. Windows Backup verwendet seit Windows 7 / 2008 R2 VHD Dateien (Virtual Hard Disk) um Systemstate-Backups zu erstellen. Dies gilt natürlich auch für Backups des Typs Bare-metal.

   Mounten eines VHD-Files:
        select vdisk file=d:\VHD\MeinW7.vhd
        attach vdisk

Anschließend kann innerhalb der Session hierauf zugegriffen werden.
Sofern Sie nicht nur innerhalb der Wiederherstellungskonsole auf die Daten der VHD zugreifen möchten, sondern bspw. vom Bare-metal-Backup das vollständige Betriebssystem starten möchten, ist dies ebenfalls unter Verwendung von bcdedit möglich.

--- BCDEDIT ---

Mittels BCDEDIT kann die BootMgr-Konfiguration angepasst werden.
Im „Disaster recovery“ verwenden wir BCDEDIT bspw. um ein VHD-File als Boot-Laufwerk hinzuzufügen und hiervon zu booten (was besondern interessant ist, wenn ein Bare-metal-Backup zur Verfügung steht).

Um einen neuen Eintrag im Boot-Menu zu erzeugen, sollte der Standarteintrag kopiert und entsprechend angepasst werden.

        bcdedit /copy {current} /d "VHD Boot from Bare-metal-Backup"

Als Rückgabewert erhalten Sie eine GUID. Diese wird bei den weiteren Kommandos zur Anpassung des Eintrages benötigt.

        bcdedit /set <guid> device vhd=[Driveletter:]\<Directory>\<VHD-Filename>
        bcdedit /set <guid> osdevice vhd=[Driverletter:]\<Directory>\<VHD-filename>

Im Anschluss einen reboot durchführen – nun können Sie direkt, also nativ, von der VHD starten.

Verweis auf einen BLOG-Post eines Kollegen:
https://blogs.technet.com/b/aviraj/archive/2009/01/18/windows-7-boot-from-vhd-first-impression-part-2.aspx

Da ich das Thema Bare-metal-Backup angesprochen habe:
Bei uns ist es schon mehrfach vorgekommen, das sich Kunden an uns gewendet hatten, mit dem Problem, das versucht wurde ein Bare-metal-Backup auf eine andere Hardware (anderes Produkt) einzuspielen – das System ist in diesem Fall nicht gestartet.

Daher der Hinweis: Bare-metal-Backup bedeutet nicht, dass das erstellte Backup Treiberunabhängig ist. Nach wie vor ist es notwendig, dass das System in der Basiskonfiguration beim zurückspielen identisch ist, wie das gesicherte System (betrifft im speziellen die Kontroller-Konfiguration).
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Sicherlich habe ich mit dem Post die Thematik Wiederherstellungskonsole und die hierbei zur Verfügung stehenden Tools nur leicht angeschnitten. Leider ist es aber aus zeitlichen Gründen nicht möglich, weitergehend hierauf einzugehen.

Ich hoffe dennoch, dass den einen oder anderen diese Informationen weiterhelfen und würde mich auf Ihre Rückmeldung freuen. 

Grüße,
Matthias Meiling
Support Engineer - Platform Core